Samstag, 29. 9. 2007:
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Wie könnte es anders sein? Der
Wecker läutet um 6.50 Uhr – kein weiterer
Kommentar…
Ein vorsichtiger Blick aus dem Fenster zeigt strahlend
blauen Himmel, nur am Horizont ganz wenige Wolken.
Innerhalb kurzer Zeit ändert sich das jedoch,
die Wolken nehmen etwas zu, sind aber nicht bedrohlich.
Wie auch schon gestern, gehen wir mit unseren Coffee
Mugs zum Frühstücksraum, zapfen Kaffee,
Michi nimmt sich zwei Kuchenteilchen, damit gehen
wir in unser Zimmer zurück. Ich schmiere uns
Brötchen und wir genießen unser Frühstück.
Während des Essens können wir zusehen,
wie die Katamarane ins Wasser befördert werden.
Das große Schiff, das den (vermutlichen, ich
kann mich nicht mehr genau erinnern) Namen „Carnival
Festival“ trug, ist bereits weg.
Unser heutiger Plan besteht momentan darin, nach
Lahaina zu fahren, bewaffnet mit Stativ und sonstigen
technischen wichtigen Dingen. Wir wollen die Nordwestroute
wählen und das nutzen, um Filmszenen zu drehen.
Das Wetter müsste dort ebenso gut sein wie
hier, wenn nicht noch besser.
In Lahaina wollen wir einen Veranstalter ausfindig
machen, der uns – hoffentlich in den nächsten
Tagen – per Boot oder sonst irgendwie nach
Moloka’i befördert. Dort wollen wir die
Mule Ride Tour machen. Allerdings las ich noch gestern
Abend im „Frommers Maui 2008“, dass
die Anmeldungen für die Muli Ride Tour 14 Tage
im Voraus getätigt werden müssen. Mittlerweile
habe ich schon leichtes Bauchgrimmen, ob wir in
diesem Urlaub nach Moloka’i kommen. Ich habe
mich schon so darauf gefreut und möglicherweise
fällt es jetzt ins Wasser, aber warten wir
erstmal ab.
Und was ich noch gelesen habe – eine völlige
Neuigkeit für mich und ebenfalls Moloka’i
betreffend: Wir wollten an einem zweiten Tag eine
eigene 4WD-Tour fahren, d. h. über den Südosten
zum Halawa Valley und dort den gleichnamigen Trail
gehen, zumindest einen Teil davon. Dieser Trail
soll ins wilde Moloka’i führen.
Im „Frommers Maui 2008“ steht geschrieben,
dass das nicht mehr auf eigene Faust möglich
ist, sondern nur im Rahmen der geführten Tour,
die vom Besitzer des Privatlandes durchgeführt
wird. Diese Tour kostet angeblich $ 75 pro Nase,
allerdings weiß ich im Moment noch nicht,
wie es mit der Trailführung wirklich aussieht,
wo und wie man das buchen kann etc. Über einen
Veranstalter scheint dies nicht möglich zu
sein.
Nun ist es 9.30 Uhr und wir starten vom Hotel Richtung
Nordwestroute nach Lahaina. Doch zuerst müssen
wir tanken, denn gestern verbrauchten wir ganz schön
viel Sprit auf diesem 4WD-Track. Der Jeep hat verdammt
viel Durst!
Kurz vor dem MM 7, bei Mendes Range, geht linkerhand
der Waihe’e Ridge Trail weg, wo auch der Parkplatz
mit einem Na Ala Hele – Schild ist. Den Waihe’e
Ridge Trail sind wir schon gegangen, er ist sehr
schön!
Nun ist es 10.15 Uhr, wir sind schon ein Stück
hinter dem MM 8 auf dem Kahekili Hwy., drehen aber
wieder um, weil mir – wieder einmal –
zu spät einfällt, dass Michi das GPS-Gerät
starten soll. Just for fun. Wir fahren bis zum Parkplatz
des Waihe’e Ridge Trailheads zurück,
hier wird das GPS ist gestartet.
Der Kahekili Hwy. gefällt uns, die Straße
ist in diesem Teil noch nicht wirklich ausgebaut
und manchmal muss ein Auto stehen bleiben oder zurück
schieben, wenn ein anderes entgegen kommt. Die Schluchten
neben der Straße fallen steil bergab. |
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Zwischen MM 7 und 8
parken wir uns neben einem Maui Eco Tour Adventure
Auto ein, das ist ein kleiner, 7- oder 9-sitzer
Bus. Das Markanteste an dieser Ausweichstelle bzw.
dem nicht asphaltierten Parkplatz ist der rechterhand
sehr große Stein, der nicht zu übersehen
ist.
Und nun stellen wir fest: Direkt vor dem Eco Tour
– Auto geht schräg rechts nach unten
ein Trail weg. |
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Anschließend fahren wir weiter und unser nächster
Stopp ist bei „Curley’s“ Fruitstand“.
Diesmal ist auch seine Tochter hier. |
links Michi, in der Mitte (fast nicht zu erkennen)
Curley, rechts seine Tochter |
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Es ist ca. 11.15 Uhr bis 11.30 Uhr.
Curley hat viel zu erzählen. Es ging ihm einige
Zeit nicht gut, er war sogar für drei Wochen
im Krankenhaus, wo sie ihn allen möglichen
Tests unterzogen haben, aber zu keinem Ergebnis
kamen. Er wurde letztendlich damit entlassen, er
habe nichts, aber selbst wir merken ihm an, er ist
krank, er sieht nicht gut aus. Die Enkelin ist auch
hier, spielt mit einer Freundin. Wir essen ein wenig
vom angebotenen Obst, kaufen – wie immer –
„coconut candies“, die seine Tochter
zubereitet, dazu noch drei Mangos. Zwischendurch
kommen immer wieder Touristen, manche gucken nur,
manche essen das kostenlos angebotene Obst, andere
kaufen etwas und noch andere lassen sich eine Kokosnuss
von Curley aufschlagen, die er ihnen dann mit zwei
Trinkhalmen überreicht. Es ist ein ständiges
Kommen und Gehen.
Curley
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und hier
nochmals
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Doch auch wir müssen bzw. wollen weiter –
nicht gehen, aber fahren, denn unser heutiges Ziel
ist ja Lahaina. Also nix wie weiter.
Es ist 12.18 Uhr, wir gehen zum Auto – und
uns trifft der Schlag
Bei unserem Jeep ist das rückwärtige „Fenster“
halb ausgezippt – wir wissen sofort, was das
bedeutet
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ALARMMMMMMMMMMMMMMMM
In unser
Auto wurde eingebrochen
Obwohl es sinnlos ist, gehe ich zum Auto, um –
ohne es zu berühren – hineinzugucken,
ob unsere zwei Rucksäcke noch auf der Sitzbank
liegen. Das tun sie natürlich nicht…
ALLLLLLEEEESSSSS
ISSSSTTTT WEEEEGGGGGGGGGGGGGGGGG
In Michis Rucksack ist mein Geburtstagsgeschenk,
eine Canon 400 D mit einem Objektiv 70 – 300
IS USM.
In meinem Rucksack ist meine Geldbörse mit
1.400 $ Bargeld, mein Reisepass, mein Führerschein,
einige Kreditkarten, die aber nur in Österreich
oder Spanien verwendbar sind – und dann nur
mit PIN.
Mein Handy – ist mir egal, ist schon alt,
zwar triple band, aber wenigstens ein prepaid und
abgesperrt. Wenigstens haben die Diebe was zu knacken.
In unserem Schock gehen wir zu Curley zurück.
Ich setze mich direkt auf den Boden. Weg
Alles Wichtige weg
Und das, weil unser Hotel keinen Safe hat und mir
die Hinterlassung im Hotelzimmer zu unsicher vorkam
Ich will immer alles bei mir haben, wir nehmen immer
alles mit, schleppen uns bei Wanderungen dumm und
dämlich dafür. Nur bei Curley fühlen
– nein fühlten
- wir uns sicher. Das ist der überhaupt einzige
Platz auf sämtlichen Hawai’i Inseln,
wo wir uns sicher – fühlten
Curley ist schockiert und ruft umgehend die Polizei
an, sie wird von Wailuku kommen. Das wird eine Weile
dauern, ca. 30 – 45 Minuten, so schätzen
wir. Doch weit gefehlt. Die Zeit vergeht, es kommt
keine Polizei. Curley ruft wiederum an und erhält
die Mitteilung, es wird noch ein wenig dauern, denn
auf dem Weg zu uns erhielt der Polizist die Mitteilung,
dass auf dem Waihe’e Ridge Trailhead ebenfalls
in ein Auto eingebrochen wurde
Mittlerweile ist es 15 Uhr, keine Polizei in Sicht.
Ich bin ständig auf Beobachtungsposten, denn
wir wollen unseren Jeep nicht berühren, andererseits
sahen wir vorhin, dass die Diebe den Camcorder und
das Stativ nicht entdeckt haben. Jetzt diese zwei
Dinge – bei halb geöffnetem Jeep zu entnehmen
– wäre ein leichtes Ding und genau das
wollen wir verhindern. Zwar würden wir liebend
gerne Camcorder und Stativ gegen Reisepass, Führerschein
und Kreditkarten eintauschen, aber wir sind leider
nicht am Basar.
Curley und auch seine Tochter sind wegen des Einbruchs
in unser Auto sichtlich geschockt. Curley erzählt,
er habe den Fruitstand nunmehr seit 20 Jahren, so
etwas sei bei ihm noch nie vorgekommen, es sei jetzt
das allererste Mal. Seine Tochter – und auch
Curley – sagen immer wieder, das seien die
Leute vom Village, seine Tochter sagt auch immer
wieder – auf Curley deutend – „he
will get them“. Die Leute vom Village seien
auf Drogen aus bzw. um sich diese zu kaufen, brauchen
sie Geld und stehlen immer wieder Sachen –
aber bisher nie vor Curley’s Fruitstand.
Erst nach und nach dämmert es mir, dass die
beiden mit dem „Village“ das „Kahakuloa
Village“ meinen. Diese Leute sind das also,
jene, die das „best banana bred of the planet“
verkaufen…
Curley nimmt laufend weiße Kügelchen
zu sich, er atmet sehr schwer, gibt stöhnende
Laute von sich. Michi fragt ihn, was er denn da
nimmt und Curley antwortet „that’s nitro“.
Michi löst mich bei der Überwachung unseres
Jeeps ab, ich setze mich zu einem der Tische bei
Curley und schreibe auf einer Liste auf, was alles
fehlt, das erleichtert vielleicht die Aufnahme durch
die Polizei.
Endlich taucht ein Polizeiwagen auf, es ist 16
Uhr. Der ca. 30-jährige Polizist nimmt alles
sehr sorgfältig auf, schreibt die gestohlenen
Dinge von meiner Liste ab, nimmt Fingerabdrücke
vom Jeep, hauptsächlich vom geöffneten
Reißverschluss, denn den hat eindeutig jemand
anderer als wir zuletzt in der Hand gehabt, holt
zwischendurch sein Auto, weil es ihm direkt vor
Curley’s Fruitstand zu unsicher ist und fährt
ihn zu unserem Jeep.
Wir wundern uns – warum ist ihm sein Polizeiauto
bei Curley’s Fruitstand zu unsicher
Bei Curley
Was geht denn hier vor
Eine Frage ohne Antwort – vorläufig zumindest…
Gegen 17 Uhr ist die Aufnahme durch den Polizisten
beendet, Curley hat mittlerweile seinen Fruitstand
geschlossen, weil angeblich die Enkelkinder auf
das „Fest“ in Kahului möchten.
Wir verabschieden uns vom Polizisten, der uns noch
den Rat gibt, von hier auf der Straße nach
Wailuku nach Gegenständen aus unseren Rucksäcken
zu suchen – man könne ja nie wissen und
die Diebe werfen einfach alles aus dem Fenster,
was sie nicht brauchen können.
Ok, die Fahrt nach Lahaina kommt für uns heute
sowieso nicht mehr in Betracht und nach dem Hinweis
des Polizisten werden wir nun Ausschau nach etwaigen
persönlichen Dingen von uns halten. |
Während wir nun im Schritttempo nach Kahului
fahren, sehe ich rechterhand am Straßenrand
eine Kunststoffflasche liegen – das ist unsere
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Wir erkennen sie deswegen so genau,
weil es ein Gemisch aus Wasser mit weißem Grapefruitsaft
ist und das hat eine ganz typische Farbe. Wenn schon
ein anderer Tourist solch eine Flasche aus dem Fenster
wirft, ist sie dann genauso gefärbt, genauso
voll
Nein |
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Es ist eindeutig unsere, aber wir lassen sie liegen,
denn ich gehe zu Fuß weiter und entdecke kurz
darauf, auch rechterhand, meine rote Sitzmatte
Die sammle ich gleich mal ein, obwohl mir etwas Anderes
weitaus wichtiger wäre… |
Oh du verdammter Mist Kein
Pass, kein Führerschein
Welche
Probleme kommen auf uns zu
Der Polizist konnte uns nicht sagen, wohin wir uns
wenden sollen.
Wie komme ich ohne Reisepass auf die andere Insel,
wie nach Hause
Ich bekomme Magenkrämpfe…
Ich gehe zu Fuß weiter, Michi folgt mir ganz
langsam mit dem Auto und ich merke gar nicht, dass
er plötzlich stoppt. Er sieht linkerhand ein
Haus, einen Pickup und hört zwei Männer
miteinander reden. Michi geht so lange am Zaun entlang,
bis ihn einer der Männer bemerkt und nicht
unbedingt freundlich auf ihn zugeht.
Nach der üblichen kurzen Begrüßung
wird Michi gefragt, ob er denn deutsch spricht und
er bejaht. Der andere sagt, seine Mutter ist aus
Österreich, er kann ein paar Worte deutsch
und so kommt Michi mit ihm ins Gespräch.
Auf diese Art erfährt er von dem Herrn, hier
in der Gegend seien furchtbare Typen, alles nur
schlimme Sachen. Aber ihm sei nichts Außergewöhnliches
aufgefallen, er ist beim Haus renovieren und er
hat deswegen weder etwas gehört noch gesehen.
Ich bin dermaßen in die Suche vertieft, dass
ich gar nicht merke, dass Michi mit dem Auto nicht
kommt. Wo ist er denn
Was passiert als Nächstes
Panik
Nix wie zurück
Da sehe ich Michi mit dem Herrn reden, geselle mich
dazu und bekomme gerade noch die letzten Sätze
mit.
Schließlich fahren wir weiter, bis linkerhand
ein ganz kleiner Verkaufsstand kommt, bei dem drei
Kinder, alle unter 10 Jahren, Fruchtsaft verkaufen.
Auch diese Kinder fragen wir, ob sie etwas gesehen
haben. Ihre Antwort, wie erwartet, nein sie haben
nichts gesehen und um Gottes willen, schlimme Sache,
was euch passiert ist.
In dieser Kurve nach diesem Verkaufsstand –
ich bin immer noch zu Fuß unterwegs –
sehe ich plötzlich in der Böschung einen
Rucksack
Das ist einer von uns, aber welcher
Er liegt verkehrt, ich sehe also nicht die eigentliche
Farbe. Und ich möchte zuerst meinen –
mit Pass, Führerschein und Kreditkarten
Von einem anderen Blickwinkel aus kann ich erkennen,
der Rucksack ist gelb – das ist meiner
Ich rufe zu Michi, so laut ich kann – „Da
ist mein Rucksack
Da ist mein Rucksack “.
Vergeblich versuche ich, den Rucksack zu bergen,
aber es gelingt mir nicht. Das Gelände hier
ist dermaßen steil, man kann sich an keinen
Sträuchern oder an Gras fest halten –
an gar nichts! Nur Steine, Sand – und fast
senkrecht abwärts
Wie auch immer - eines der drei Mädchen, nämlich
die Älteste – scheint uns mit ihren Augen
„verfolgt“ zu haben, obwohl sie nicht
um die Kurve sehen kann, wo wir sind, sie scheint
es zu spüren. Sie kommt gelaufen und fragt,
ob sie helfen kann. Mit ihr kommt auf einmal eine
Frau, die wir zuvor nicht sahen, vielleicht ihre
Mutter. Und eine der Schwestern des Mädchens
kommt auch noch.
Die Älteste, ca. 10-Jährige, versucht
sofort, auf eigene Faust den Rucksack zu bergen,
doch das lassen wir nicht zu! Reisepass hin, Reisepass
her – Menschenleben wird hier keines aufs
Spiel gesetzt
Wir fragen die vermeintliche Mutter, ob sie erlaubt,
wenn wir ihre Tochter an beiden Händen halten,
sodass sie versuchen könnte, den Rucksack mit
dem Fuß zu bergen – doch die Mutter
reagiert überhaupt nicht. Es kommt kein „ja“,
kein „nein“ – nichts, gar nichts.
Da das Mädchen sehr dünn ist und nur
wenige Kilo hat, nehmen Michi und ich sie an den
Armen und mutig – Hut ab
– lässt sie sich in den Abgrund hinunter.
Mit einem Fuß kann sie nach mehrmaligen Versuchen
den Rucksack bergen und noch ehe das geschieht,
steht auf der Straße eine weitere Frau, die
sich dann als wirkliche Mutter des Mädchens
heraus stellt. Sie hat panische Angst um ihre Tochter,
was ich absolut nachempfinden kann, aber ihre Älteste
haben wir – mit meinem Rucksack! – schon
wieder auf den Straßenrand geholt.
Nun hocke ich auf dem Kahekili Hwy. und sehe sofort,
dass mein Reisepass zur Hälfte aus dem Extra-Fach
des Rucksacks heraus schaut
Ich bin fix und fertig, sitze hier, mit dem Reisepass
in der Hand und sage x-mal zur Mutter und den Kindern
„that’s my passport
that’s my passport
that’s my passport “
Die Tränen laufen mir in Strömen runter,
ich bin mehr als streichfähig - ich bin total
happy, ich bin überglücklich. Das Allerwichtigste
habe ich
Der Führerschein wäre noch schön,
aber das ist wohl zuviel verlangt. Der ist in der
Geldbörse und die ist nicht mehr im Rucksack.
Michi ruft bei der Polizei an, um mitzuteilen,
dass Teile aus unseren Rucksäcken anscheinend
in der Schlucht liegen, das misslingt jedoch, er
bekommt keine Verbindung.
Just in diesem Moment fährt jener Mann, seines
Zeichens etwas deutsch sprechend, Haus renovierend,
mit seinem Pickup an uns vorbei, d. h., er ist gerade
dabei. Er bleibt sofort stehen und birgt ungefähr
20 m von meinem Rucksack entfernt Michis Rucksack
Auch diese Bergung ist mehr als rutschig, doch der
ca. 40-Jährige ist sehr mutig!
So sind wir in diesem Moment überglücklich,
haben wir doch meinen Reisepass, das wichtigste
Dokument überhaupt
Dass inzwischen die Mutter und die Mädchen
weg gehen, bekommen wir gar nicht mit.
Wir sind gerade beim Durchatmen, kommt nochmals
die Mutter mit ihren Kindern und sagt, wenn wir
noch etwas suchen wollen, das ist alles ihr Grundstück.
Sie heißt Cathleen und wir sollen mit dem
Jeep auf ihr Grundstück fahren. Von dort gäbe
es einen kleinen Weg hinunter, dort kann man bis
fast an die Stelle fahren, wo wir unsere jetzigen
Sachen gefunden haben.
Cathleen steigt bei mir ein und erklärt mir
den Weg, den ich fahren soll – doch da ist
kein Weg
Hier wächst Zuckerrohr und anderes dicht beisammen,
hier ist kein Durchkommen. Aber zu Fuß können
wir weiter – nur nicht mehr heute, es wird
bald die Dämmerung einsetzen.
Cathleen sagt, wir sollen morgen wieder kommen.
Sie wird zwar nicht zu Hause sein, aber sie lässt
das Tor extra für uns offen, wir sollen mit
dem Jeep auf ihr Grundstück fahren und dann
können wir uns auf die Suche machen.
Dankend nehmen wir das Angebot an, die Kinder laufen
zu ihrem Verkaufsstand, der immer noch auf der Straße
steht und bringen uns von dort je eine Flasche gekühltes
Wasser. Über so viel Herzlichkeit sind wir
auch wieder gerührt, vor allem, weil die Kinder
das von sich aus tun, ohne dass Cathleen ihnen einen
Hinweis geben muss.
Cathleen ist eine einfache Frau, ihr gehört
dieses 1.600 acre Grundstück, das bis zum Meer
hinunter reicht. Sie ist aber keine Hawaiianerin,
hat, wie erwähnt, drei Kinder und erzählt,
die Kinder wollen auf die „Fair“ (den
Rummelplatz) gehen, also dorthin, wo wir gestern
waren. Und Cathleen erklärte heute morgen ihren
Kindern, auf die Fair gehen ist gut und schön,
aber ihr müsst euch das Geld dafür verdienen,
denn die Fair kostet nun mal Geld. Und das ist der
Grund, weshalb die Kinder heute an der Straße
Fruchtsaft und Wasserflaschen verkaufen.
Einen weiteren Stopp machen wir an jener Stelle,
wo Stunden zuvor das Eco Tour – Auto stand.
Hinter mir steht auf diesem Parkplatz ein schwarzer
Pickup. Zu diesem Zeitpunkt ist es 17.15 Uhr.
Genau dieser Wagen fuhr vorhin bereits zwei Mal
an uns vorbei und zeigt irgendwie ein etwas seltsames
Verhalten.
Um 19.30 Uhr kommen wir im Hotel an und grübeln
weiter. Dieser Diebstahl beschäftigt uns enorm.
Klar, wir sind selbst Schuld – warum haben
wir die Rucksäcke nicht mit zu Curley genommen,
während wir mit ihm redeten
Ja, warum Warum
Weil wir uns bei ihm vollkommen sicher fühlten…
Was werden die Diebe mit der Kamera machen
Verkaufen wahrscheinlich, aber wie läuft das
ab
Morgen Vormittag werden wir zur Polizei fahren
und mitteilen, dass wir zumindest Teile unserer
Sachen, insbesonders den Reisepass, im Steilhang
gefunden haben und darauf hinweisen, dass möglicherweise
weitere Teile noch tiefer im Steilhang liegen. Ob
sich in diesem Fall jedoch jemand findet, der sich
in dieses lebensgefährliche Gebiet begibt,
ist sehr in Frage gestellt. Und außerdem möchten
wir der Polizei klar und deutlich sagen, dass es
sich bei der Kamera um eine spezielle handelt. Wir
haben zwar dem heutigen Polizisten den Wert der
Kamera angegeben, aber der Polizist, der das heute
aufnahm, konnte mit einer Typenbezeichnung der Kamera
überhaupt nichts anfangen. Für ihn war
das ein Fotoapparat. Fotoapparat = Fotoapparat,
punktum.
Völlig geschlaucht, erschöpft, zornig,
traurig und was weiß ich nicht noch alles,
gehen wir um 1 Uhr ins Bett. |
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