Wir besuchten
das Kamuela Museum schon vor dem Jahr 2000, aber
im Jahr 2000 wiederum. Da wir das betagte Ehepaar,
das die Museumsbesitzer sind, schon kannten, wurden
wir herzlich von Albert Solomon und seiner Frau
Harriet begrüßt.
Albert war zu dieser Zeit sehr schwerhörig
und Harriet beim Gehen dermaßen eingeschränkt,
sodass sie eine Gehhilfe benötigte. Kein Wunder
– die beiden waren damals 90 (!) Jahre alt!
Albert arbeitete als junger
Mann als Police Chief in Waimea. Harriet war die
Ur-Ur-Enkeltochter von John Parker, der 1846 mit
nur 2 acre die Parker Ranch gründete. Als dieser
starb, war Harriet Solomon eine der Erben. U. a.
bekam sie vorerst nutzlos erscheinende Gegenstände
unterschiedlichster Natur, die John Parker mehr
oder weniger unfreiwillig gesammelt hat.
Wie es zu der Sammlung kam, ist relativ einfach
erklärt: Zur damaligen Zeit war die Bevölkerung
sehr ehrfürchtig, was Götter und Dämonen
anging und wenn ein schlimmes Ereignis passierte,
brachten sie es mit irgendeinem Gegenstand in Verbindung.
Diesen Gegenstand konnten sie aus innerer Überzeugung
aber nicht einfach wegwerfen, sondern sie mussten
ihn „irgendwo abgeben“ – und das
war bei John Parker.
Harriet und Albert Solomon
wollten mit dieser geerbten Sammlung etwas Sinnvolles
anfangen und entschlossen sich, das Kamuela Museum
zu gründen. Sämtliche Gegenstände,
die sie damals schon besaßen, wurden gereinigt,
mit handgeschriebenen Kärtchen versehen und
vieles davon hinter Glas gestellt.
Mit der Zeit bekamen auch Albert und Harriet immer
mehr dieser „Geschenke“ und die beiden
hatten große Freude daran, den Besuchern ihres
Museums zu diversen Gegenstände die passende
Geschichte zu erzählen.
Sie gingen ganz in ihrem
Museum auf, pflegten es liebevoll, auch wenn es
manchen Touristen als heilloses Durcheinander erschien.
Hier Fotos vom Eingangsbereich
und einige Ausstellungsstücke ihres Museums.
Wir (und andere) durften nach Lust und Laune fotografieren
und filmen!
Klickt auf
die Fotos, sie vergrößern sich.
Das letzte Foto, das mit "Pele appears"
untertitelt ist, hat etwas Besonderes an sich.
Harriet erzählte uns, dass eines Tages ein
Amerikaner zu ihr kam, mit dem Negativstreifen eines
Filmes in der Hand (Digitalfotografie gab es damals
noch nicht) und auch Fotos, die er damals selbst
aufgenommen hat. Unter anderem war dieses Foto darunter
und damit hat es eine Bewandtnis: Seht euch die
Lavafontäne ganz genau an. Im linken unteren
Drittel ist bei genauem Hinsehen die linke Gesichtshälfte
einer Person zu erkennen, man sieht sogar die weißen
Zähne und kann auch dunkles Haar erkennen.
Der Amerikaner schwor, er habe an dem Bild nichts
manipuliert, was glaubhaft ist, ansonsten müsste
er auch den Negativstreifen manipuliert haben. Als
er die Fotos vom Entwickeln zurück bekam,
erschrak er beim Anblick dieser Person, von der
er meinte, es kann sich nur um die Feuergöttin
Pele handeln und wollte nicht nur die Fotos, sondern
auch den ganzen Negativstreifen los werden. Aus
diesem Grund brachte er alles ins Kamuela Museum.
Harriet war begeistert von
diesen Fotos (es gibt mehrere davon) und hängte
sie in ihrem Museum auf, wo ich die Fotos fotografierte.
Ich wusste, dass Harriet
„unheimliche“ Fotos von Hawai’i
liebt und solch ein unheimliches Foto habe ich im
Urlaub 1997/1998 auf Maui am Sliding Sands Trail
geschossen, ohne es in dem Moment bewusst gesehen
zu haben. Damals fotografierte ich noch analog und
als ich die Bilder nach der Entwicklung bekam, zuckte
ich beim Betrachten eines bestimmten Fotos vom Haleakala
zusammen. Es war und ist immer noch eindeutig eine
„Figur“ zu erkennen. Ich taufte sie
von Anfang an „Haleakala Wanderer“.
Damals ließ ich mir ein Poster davon anfertigen,
das hängt jetzt hier im Haus auf Lanzarote
(zuvor auf Gran Canaria), das musste ich einfach
mit übersiedeln.
Und ich musste auch Harriet
solch ein Poster beim nächsten Urlaub mitbringen,
das war sofort klar.
Also übergab ich Harriet
im Urlaub 2000 dieses Poster, sie war ganz hin-
und hergerissen, sah sofort den „Haleakala
Wanderer“, während ihr Mann Albert längere
Zeit brauchte, um „ihn“ zu entdecken.
Harriet bat mich, auf die Rückseite des Posters
meinen Namen und das Aufnahmedatum des Fotos zu
schreiben, was ich auch tat. Sie wollte es dann
im Museum aufhängen. Ob das jemals geschehen
ist, weiß ich nicht, nehme es aber an.
Während dieser Zeit
war ein ca. 45-jähriger Mann anwesend, der
sich ein klein wenig um die anderen Museumsbesucher
kümmerte. Harriet stellte uns ihrem Sohn vor,
er soll sich einarbeiten, denn sie und Albert möchten
demnächst ihre erste große Reise starten.
Es soll für 2 Jahre (!) nach Europa gehen.
Das konnte ich gar nicht glauben, denn Harriet war
schon im Jahr 2000 in einem nicht besonders guten
Gesundheitszustand.
Nach dieser Reise wollte
Harriet zu ihrer Schwester gehen. Ich fragte, ob
die Schwester auch auf Hawai’i wohne. „Nein“,
sagte Harriet, „sie wohnt im Himmel“.
Mich überkam ein eiskalter Schauer…
Anschließend boten
uns Albert und Harriet an, uns ihre Wohnung zeigen,
was wir dankend annahmen.
Das, was wir dann zu sehen
bekamen, verschlug uns glatt die Sprache: Sie wohnten
„im Museum“ ihres Museums. Bedeutet,
ihr Wohnung war genauso eingerichtet wie ihr Museum.
Der krasse Unterschied – und das ließ
uns schmunzeln – bestand darin, dass auf der
Kommode ein ziemlich neuer Fernseher stand, auf
dem Nachtkästchen von Harriet ein Fax-Gerät
und im Badezimmer ein Stepper!!
Museum und moderne Zeit in einem – wer hätte
das gedacht.
Fertig mit der Besichtigung
der Museumswohnung, wollten wir uns verabschieden,
doch Albert bat uns noch in den Hof. Dort zeigte
er uns, dass ein ca. 15 kg schwerer Lavastein im
Wasser schwimmen kann. Verblüfft sahen wir
uns das an.
All das haben wir auf einem
Videoband, da die ganze Zeit der Camcorder lief.
Das sind Erinnerungen der ganz besonderen Art.
2005/2006 sind wir, obwohl
wir wussten, dass das Museum bereits geschlossen
ist, wiederum hingefahren.
In Erfahrung bringen konnten wir, dass das Ehepaar
Solomon mit knapp 91 Jahren das Museum schließen
musste. Albert war verstorben, Harriet lebte in
einem Altersheim, folgte ihm aber am 18. März
2005.
Über 60 Jahre arbeiteten
sie im Museum, 365 Tage im Jahr und gönnten
sich in diesen ganzen Jahrzehnten keinen einzigen
Tag Urlaub.
Das Museum bzw. Haus und
Grundstück waren - Stand Juli 2013 - verkauft.
Wir erinnern uns auch heute noch sehr gerne an die
Begegnungen mit Harriet und Albert.
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