Mittwoch, 21. 12. 2005:

Wie fast immer holt mich das Handy um 7.15 Uhr aus dem Schlaf.
Um 8.15 Uhr sind wir wieder beim Spiceys. Da mein gestriges Frühstück absolut nicht in Ordnung war, ordert es heute Michi ganz dezitiert, aber auch das hilft nichts, wie ich bald feststellen kann.
Der Gipfel ist dann die Rechnung: Obwohl wir haarscharf dasselbe Frühstück wie gestern bestellen, zahlen wir heute letztendlich $ 26 für beide Exclamation Das war nun wirklich das letzte Mal Exclamation

Anschließend steigen wir auf die Harley und fahren umgehend nach Kihei zum Motorradladen. Wir möchten den Vertrag gerne verlängern, denn selbiger liefe heute um 11.30 Uhr ab.
Wir dürfen die Harley noch bis morgen 9 Uhr haben, dann ist sie für jemand anderen reserviert, Mehrkosten für uns $ 100.

Gut, dieser Teil ist erledigt, jetzt kann es in Richtung Osten losgehen.



Wir fahren also den Hana Hwy. entlang, der im ersten Teil den Namen „Highway“ noch zu Recht trägt.

In Paia machen wir Rast, genehmigen uns Kaffee und ein zweites Frühstück, das wir uns teilen.

Beim Ho'opika Beach sind die Wellen leider sehr niedrig und daher gibt es keine guten Surfer zu sehen. Kunststück bei diesem nicht-Seegang ExclamationCrying or Very sad

Irgendein Befehl sagt mir, blicke nach Osten.
Das sollte ich besser nicht tun, aber es ist zu spät: Im Osten, also Richtung Keanae und Hana ist es äußerst stark bewölkt und zwar dunkelgrau Exclamation

Wir haben jetzt exakt zwei Möglichkeiten:
a) wir drehen um
b) wir fahren weiter.

B siegt.

Wir durchfahren wiederum einmal mehr eine wunderschöne Landschaft, die Tulpenbäume blühen, dass es die reinste Freude ist… Es sind relativ wenig Leute unterwegs – was will man mehr Question

In Keanae fahren wir wieder zu unserem Snack-Stand zur Rechten, der schon jahrelang besteht. Es werden nach wie vor nur ein paar Kleinigkeiten verkauft, also kalte Getränke, ein wenig Obst und wenn man Glück hat, bekommt man ein Sandwich. Doch wir sind nur an einem kalten Cola light und zwei Bananen interessiert. Kaum sind wir fertig und machen uns zum Weiterfahren fertig, sehen wir, wie der Laden um 14.10 Uhr ( Exclamation ) dicht macht Exclamation Das ist doch echt der Hammer. Im Handumdrehen parken sich zwei weitere Autos bei uns ein und staunen nicht schlecht, weil sie nichts mehr bekommen. Eine plausible Erklärung kann ich ihnen auch nicht abgeben.

Obwohl es nicht besonders heiß ist, stürzen sich zwei Kinder in die Fluten.

Wir fahren nach Hana weiter, vor allem deswegen, weil ich im Süden blauen Himmel entdecken kann und somit die Südroute wetterbegünstigt sein dürfte.

In Hana machen wir noch mal eine kleine Pause und sehen den Kindern beim Baden im Meer zu. Diese Kids haben wirklich keine Scheu vor dem Wasser, im Gegenteil, sie fühlen sich sozusagen hingezogen.

Wir kaufen uns Kaffee und schmausen dazu unsere mitgebrachten Äpfel.

Mittlerweile ist es zwar erst 16.15 Uhr, aber wir sollten trotzdem an den Weiterweg denken, was wir auch tun.

Mit dem Motorrad ist der Pi'ilani Hwy. gewiss nicht so flott zu fahren wie mit jedem herkömmlichen Auto.

Über uns der strahlend-blaue Himmel, Die Fahrt ist hinter Hana richtig kitschig.

Gerade fahren wir bei Kaupo vorbei und ich bin erstaunt, dass der Kaupo Store um diese Uhrzeit noch offen hat. Aber gut, der Store hat sowieso seine eigenen Öffnungszeiten, ganz wie es dem Besitzer beliebt.

Nun liegt bereits Kipahulu hinter uns und die Straße wird unsealed. Fakt ist, der Zustand der Straße ist eindeutig schlechter als im Juni 2004. Grund ist wohl das erhöhte Verkehrsaufkommen, das enorm ist. Es vergeht kaum eine Minute, in der nicht ein Fahrzeug an einem vorbei rauscht.

Aber nicht alle rauschen vorbei. Ein amerikanischer Touri macht direkt neben uns Halt und will wissen, wo Charles Lindberghs Grove ist. Tja, da heißt es für den guten Mann umdrehen, das Grab vom Lindbergh liegt bereits hinter ihm. Ich erkläre dem Touri, wie er es findet, er bedankt sich und macht kehrt.

Ich muss ganz ehrlich sagen, die ungeteerten Teile des Pi'ilani Hwy.s sind für ein Motorrad nicht geeignet.

Einerseits sind (für ein Motorrad) relativ tiefe Löcher zu überwinden, dann ragen wieder Lavasteine heraus und wir überlegen, wann wir wohl den ersten Reifenschaden haben – und das ohne Ersatzreifen Exclamation


Aber gut, wir haben A gesagt, also müssen wir auch B sagen und Michi kämpft sich tapfer vorwärts, wobei es nicht einfach ist. Nebenbei: Es ist auch für mich nicht einfach, denn die Harley scheint so gut wie keine Stoßdämpfer zu haben, sodass ich mir eine eigene Technik zurecht lege, um meinen Allerwertesten ein wenig zu schonen Laughing

Ich bin nicht besonders wehleidig, aber nach ungefähr der Hälfte der unsealed road tut mir bei jeder kleinsten Unebenheit im Boden mein Kopf dermaßen weh, dass ich ernsthaft überlege, zu Fuß weiter zu gehen. Doch diesen Gedanken muss ich rasch wieder verwerfen, denn das wäre ein enormer Zeitaufwand.

Diese ständige Achterbahn des Highways macht uns auch zu schaffen. Mir vor allen Dingen deswegen, weil 2001, als ich am Steuer saß, in der Dämmerung plötzlich eine Kuh mitten auf der Fahrbahn stand und ich kaum mehr wusste, wie ich das Auto rechtzeitig zum Stillstand bringen soll. Glücklicherweise blieb damals die Kuh unerwartet stehen und so konnte ich an ihr vorbei.

Heute mache ich Michi immer wieder aufmerksam, er solle bitte an die Kühe denken, die eventuell hinter Kuppen stehen könnten. „Ja-ja, mache ich doch“. Gut, ich bin – fast Wink – beruhigt.

Äußerst holprig fahren wir weiter, ich halte mich mit beiden Händen an den rückwärtigen Griffen fest und gucke nach vorne, links und rechts, immer auf der Ausschau nach Tieren.

Plötzlich – eh klar Exclamation – hinter einer Kuppe sehe ich einige dutzend leuchtende Augen. „Vorsicht ExclamationExclamation Kühe Exclamation“ sage ich nicht mit gerade flüsternder Stimme. Reaktion des Fahrers „Oh, die hätte ich jetzt nicht gesehen“.
Na super Exclamation Gerade noch mal Glück gehabt. Diese Tiere stehen teilweise am Rand der Straße, teilweise direkt am sogenannten Highway und rühren sich nicht von der Stelle. Michi bremst das Motorrad, mit dem er maximal 15 mi/h fahren kann, herunter und kommt knapp vor den Kühen zu stehen. Puhhh Exclamation Geschafft Exclamation Die Kühe weichen nicht vom Weg ab, Michi hupt und das irritiert die Kühe, sie vertrollen sich ins Gelände und wir können ungestört weiter.

Immer wieder werden wir von Autos überholt, es ist nicht mehr lustig, wie viele Fahrzeuge hier unterwegs sind.
Und noch etwas wundert uns: Wie viele Häuser hier neu gebaut werden – direkt am Highway Exclamation Haben denn die Hausbauer keine Vorstellung davon, wie viel Verkehr hier in zwei oder drei Jahren sein wird Question Meine Befürchtungen gehen dahin, je mehr Leute hier ein Haus bauen, umso eher wird der Pi'ilani Hwy. ausgebaut, was ein Jammer wäre.

Endlich ist das schlimmste Teilstück zu Ende, der Asphalt mit den Bodenmarkierungen beginnt. Wir fahren gemütlich dahin, nach wie vor bin ich heftig auf der Suche nach Tieren.
Aber es wird schon verdammt frisch, es ist 19 Uhr und unsere Shorts und T-Shirts sind nicht mehr angebracht. Daher bleiben wir stehen und möchten uns die langen Hosen sowie die wärmenden Jacken anziehen. Zwar ist es stockdunkel, aber durch den Scheinwerfer des Motorrades haben wir etwas Licht, das sollte genügen.

Vonwegen ich halte Ausschau nach Tieren….. Das kann ich jetzt gar nicht und ist auch nicht nötig, ich höre sie nämlich Exclamation Etliche Hunde bellen und kommen offenbar näher Exclamation Zwar habe ich mich seltsamerweise und für mich völlig unerklärlich nach Jahrzehnten mit Hunden mehr oder weniger angefreundet (geschehen im Gran Canaria-Urlaub September 2005), aber wenn es stockdunkel ist und ich nicht weiß, was auf mich zukommt, packt mich doch die Angst.
Sogar Michi ist nicht ganz wohl und er meint, wir sollten aufs Motorrad steigen und nichts wie weg.

Also fahren wir frierend weiter. Frieren und Zähne klappern auf Hawaii Exclamation Das muss man sich erst mal geben ExclamationLaughing

In naher Ferne sehe ich Licht. Mal sehen, wovon es ist. Ach, es ist die Tedeschi Winery, die uns Licht spendiert Exclamation
Diese Gelegenheit nehmen wir nun endlich beim Schopf und schlüpfen in warme Kleidung. Ach, tut das gut Exclamation Jetzt kann es gemütlich nach Kihei gehen. Andere Fahrzeuge sind kaum mehr unterwegs und wir genießen die Fahrt.

Moment Exclamation Was ist das da vorne Question Zwei kleine Kugeln leuchten Exclamation Ich rufe „Vorsicht Exclamation Tier rechts Exclamation
Auf Grund der guten Straßenbeschaffenheit fährt Michi derzeit 30 mi/h, bremst in null komma nix auf Stillstand herunter und wir blicken völlig verdutzt in die Augen eines Rehes ExclamationExclamation
Um Haaresbreite hätten wir einen Wildunfall auf Hawaii, noch dazu mit einem Motorrad gehabt Exclamation Oh Mann, das ist reif fürs Guiness Buch der Rekorde. Von solch einem Zwischenfall habe ich noch nie gelesen und ich bin mir fast sicher, das glaubt uns auch keiner. Egal, wir haben es soeben erlebt und uns steht jetzt noch der Schweiß auf der Stirn.

Wir frieren uns trotz der doch ganz schön warmen Kleidung halb zu Tode. Grund ist die Höhenlage, auf der wir uns befinden. Wird Zeit, dass wir nach Pukalani kommen Exclamation Dort können wir uns im Shop, der zur Tankstelle gehört, mit heißen Getränken wärmen.

Der Shop, der zur Tankstelle gehört, heißt mittlerweile „Minit Stop“. Bis zum Jahr 2000 war dieser Shop, egal, welchen Namen er trug, unser Favorit. Dann wurde daneben ein McDonalds errichtet und 2001 war unser Tankstellen-Shop bezüglich Snack-Leistung zum Vergessen. McDonalds hatte offenbar die Oberhand gewonnen, sehr zu unserem Leidwesen.

Und jetzt Question Der Minit-Stop, wie er nun heißt, hat sich wieder zu dem gemausert, was er früher war. Frische Sandwiches je nach Belieben, diverse gebackene Hühnerteile, viele Sorten Kaffee, kalte Getränke, einfach wieder alles, was das Herz begehrt. Entsprechend viele Leute sind auch hier.

Wir genehmigen uns Chicken und dazu je einen Cappuccino.
Das Beste ist, der Shop hat ab 4 Uhr morgens geöffnet, ist also die richtige Anlaufstelle für die Sunrise-Haleakala-Fahrer, die tanken müssen und um diese frühe Uhrzeit in ihrem Hotel kein Frühstück bekommen.

Nach dieser Stärkung geht es aufgewärmt nach Kihei weiter, aber nicht lange, dann frieren wir wieder. Was soll's. Es gibt dann eine warme Dusche und dann passt es wieder.

Um 21.30 Uhr kommen wir im Hotel an.

Während ich Michi meinen Rucksack in die Hand drücke, weil ich die Internet-Station frei sehe, logge ich mich bei gmx ein und beantworte eine Mail.

Etwas später, als ich unser Zimmer betrete, höre ich, dass Michi unter der Dusche steht. Immer noch, wie er mir sagt Laughing

Doch jetzt Platz für mich Exclamation Zum Aufwärmen Wink

Dem folgt das Übliche des Abends, d. h., die technischen Dinge aufladen, Fotos auf den Laptop laden und den Reisebericht schreiben. Letzteres macht mir eindeutig am meisten Freude Exclamation

Wann ich ins Bett bin, verrate ich nicht, es war jedenfalls nicht mehr heute Wink